Betende Radfahrer

Manchmal stellt man im Gespräch mit Kollegen fest, dass man vielleicht gleiche Bekannte hat, schon mal am selben Ort Urlaub machte oder das gleiche Hobby pflegt. So stießen eine Kollegin und ich darauf, dass wir beide die Zeit des Radfahrens zur Arbeit zum Gebet nutzen.

Geschenkte Zeit

Ich fühle mich priveligiert, dass ich so nah bei meiner Arbeitsstätte wohne, dass ich in knapp zehn Minuten auf teils wenig befahrenen Nebenstraßen dorthin radeln kann, was ich natürlich gerne tue. Irgendwie ganz von selbst stellte sich dann auf diesem Weg ein, dass ich mit meinen Gedanken bei Gott landete: Da waren Dinge, die im Beruf an diesem Tag anstanden und deren Ausgang noch ungewiss war. Oder ich musste an die Kinder denken, die eine wichtige Schulaufage zu meistern hatten. Zum Glück seltener ging mir ein Streit mit meiner Frau nicht aus dem Sinn, den wir noch beim Frühstück hatten. Manchmal war es einfach nur die Freude über einen strahlenden Morgen, der mich auf dem Fahrrad ganz anders anlacht als durch eine Windschutzscheibe. Ganz normale Dinge eben, die jeder von uns kennt. Wenn ich so meinen Gedanken nachhing, mündeten sie automatisch in einem Gebet, in einer Zwiesprache mit Gott. Oft in einer Segensbitte für den heutigen Tag mit allem, was er mir und den Menschen, die mir am Herzen liegen, bringen mag. Oder einfach auch nur in einem spontanen DanK: "Danke, lieber Gott, für diesen schönen, neuen Tag!" Es gesellten sich auch ein paar vorformulierte Gebete wie das Vaterunser oder ein Gebet um den Heiligen Geist hinzu, sodass der Weg zur Arbeit zu einem echten Ritual geworden ist. Dieses Ritual bewahrt mich davor, einfach so in (und damit meist durch!) den Tag zu stolpern.
Eine Zeit lang hatte ich zum Sprachenlernen fremdsprachige Podcasts auf dem Arbeitsweg angehört. Doch habe ich dies wieder aufgehört, weil ich merkte, dass mir diese wenigen Minuten mit mir und Gott am Beginn meines Tages fehlten.

Josef P.

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